26. Juli 2018 (Vor 6 Jahren)

Gap-Trading: Kurslücken verstehen und erfolgreich handeln

7 Min Lesezeit

Wir alle haben sie schonmal gesehen und vielleicht auch einiges über sie gehört: Gaps. Das Gap-Trading gehört zu dem Grundhandwerk eines jeden erfolgreichen Traders. In diesem Blog-Eintrag geht es um die häufigsten Fragen zu Gaps und dem Gap-Trading, es werden die verschiedenen Gap-Typen vorgestellt und am Ende werden diese unterschiedlichen Gap-Typen miteinander verglichen.

Was sind Gaps und wie entstehen sie?

Gaps (deutsch: Kurslücken) entstehen dann, wenn sich der Preis einer Aktie unerwartet stark ändert, wenn der Markt geschlossen ist. Gaps können dabei in beide Handelsrichtungen entstehen. Wenn etwa der Kurs von Apple am Vortag bei $110 geschlossen hat und am folgenden Tag bei $115 öffnet, weist der Chart ein Gap auf. Grundsätzlich können wir eines über Gaps sagen: Aufwärts-Gaps sind als bullisch zu bewerten, während Abwärts-Gaps bärisch einzustufen sind.

Doch wie genau entstehen diese Gaps jetzt? Einfach ausgedrückt weist die Aktie (oder anderes Handelsinstrument) einen außergewöhnlichen Kauf- oder Verkaufsdruck während des geschlossenen Marktes auf. Dies ist auch der Grund, weshalb wir beispielsweise in den Forex-Paaren selten Gaps (außer bei wichtigen Nachrichten oder über das Wochenende) sehen. Der Markt ist 24 Stunden, an fünf Tagen in der Woche geöffnet. Anders ist es daher in den Aktienmärkten. Als Beispiel lässt sich hier die Veröffentlichung von Quartalszahlen (englisch: Earnings) anführen. Diese werden in der Regel vor oder nach Markteröffnung veröffentlicht. Dies führt dazu, dass viele Marktteilnehmer bereits in den sogenannten After-Hours oder im Pre-Market auf Grundlage dieser neuen Quartalszahlen agieren und handeln.

Aufwärts-Gap: Der Eröffnungskurs muss höher sein, als der der höchste Kurs vom Vortag.

Abwärts-Gap: Der Eröffnungskurs muss tiefer sein, als der tiefste Kurs vom Vortag.

In welchen Zeitebenen treten Gaps auf?

Gaps können auf Tages-, Wochen- & Monatscharts entstehen. Das Volumen gibt hierbei einen entscheidenden Einblick, ob das Gap als signifikant einzustufen ist. Am häufigsten treten Gaps im Tages-Chart auf, da jeder Tag eine Möglichkeit darstellt, ein Eröffnungs-Gap zu formen. Für ein Gap auf Wochen-Ebene müsste ein Gap über das Wochenende – und für ein Monats-Gap – über den Monatswechsel stattfinden.

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Welche Gap-Typen gibt es im Gap-Trading?

Wie dir vielleicht schon aufgefallen ist, gibt es unterschiedliche Ereignisse, durch die Gaps entstehen können. Diese Ereignisse und die damit verbundene Massenpsychologie bestimmen über Verhalten der Händler. Damit du dein Gap-Trading zukünftig erfolgreich gestaltest, möchtest du Folgendes wissen: Welche Gap-Typen gibt es? Wie können wir diese erkennen? Wie signifikant sind die Gaps? Was sagen die Zahlen zu diesem Typ?

Common Gaps – Gewöhnliche Kurslücken

Die gewöhnlichen Kurslücken sind meistens nicht signifikant. Es gibt keine wichtigen Nachrichten und folglich auch kein großes Interesse in diese Aktie. Sie entstehen, wenn der Gesamtmarkt „gapped“ oder etwa Dividenden ausgezahlt werden. Das Volumen ist ebenfalls unverändert, was zum schnellen Schließen des Gaps führt. Dies gibt dir einen ersten Hinweis, bei welchen Aktien du auf Gap-Close-Strategien gehen solltest!

Breakaway-Gaps – Ausbruchs-Gap

Breakaway-Gaps entstehen, wenn wir aus Konsoliderungen ausbrechen. Lies dir zusätzlich den Artikel zur technischen Analyse durch, um die Marktbewegungen besser zu verstehen. Wir kennen Unterstützungen und Widerstände. Innerhalb der Konsolidierungen laufen wir diese über einen langen Zeitraum an. Es verlangt also wahre Kraft einer Seite. Gewinnen die Käufer oder die Verkäufer in diesem Szenario? Brechen wir nun aus dieser Konsolidierung weg, sollten wir ebenfalls gesteigertes Volumen sehen können! Dies gibt Aufschluss darüber, dass eine Seite wirklich gewinnt.

Wann sollte das Volumen jetzt aber auftreten? Vor dem Ausbruch oder nach dem Ausbruch? Dies ist eine wichtige Frage. Benutzen wir eine einfache Analogie, obgleich sie uns vertraut vorkommt oder nicht. Ein Ausbruch aus einem Gefängnis. Wenden wir unsere ganze Kraft (das Volumen) vor dem Ausbruch, oder nach dem Ausbruch auf?

  • Szenario 1: Wir haben viel Kraft aufgewendet, um auszubrechen. Mit den exakten Techniken bin ich (leider) nicht vertraut, wir wissen aber, was gemeint ist. Die Wand ist eingerissen. Die Flucht startet. Ende. Uns geht die Puste aus. Der wohlgenährte Wärter hatte mehr Ausdauer.
  • Szenario 2: Wir sind bestens vorbereitet, haben unsere Kraft gespart. Der Aufwand, die Kraft und das Volumen sind vor der geplanten Flucht nicht gestiegen. Sobald die Flucht startet, erhöht sich das Volumen oder unsere Kraft. Wir haben eine größere Chance, zu entkommen.
Breakaway Gap Trading im Tageschart bei Apple

Ein Breakaway Gap im Tageschart bei Apple

Schauen wir uns ein Beispiel aus dem Aktienmarkt an. Apple (AAPL) konsolidierte einige Monate zwischen $52 und $62, bevor wir mit einem großen Gap unter erhöhtem Volumen ausgebrochen sind. Häufig treten die Breakway-Gaps in Folge von klassischen Konsolidierungs-Mustern auf. Dazu gehören steigende/fallende Dreiecke, Head & Shoulder Formationen, Rechtecke, Kanäle und weitere. Die Bewegung wird meistens in Gap-Richtung fortgeführt. Das erste Preisziel kann die einfache Range sein, welche bei circa $72 erreicht worden wäre.

Runaway-Gap – Das Fortsetzungs-Gap

Die Runaway-Gaps sind den zuvor kennengelernten Breakaway-Gaps sehr ähnlich. Der Unterschied besteht grundsätzlich darin, dass bei den Runaway-Gaps bereits ein Trend vorliegt. Dieser wird mit den Gaps fortgesetzt. Als Beispiel können wir hier wieder auf Apple setzen.

Runaway Gap im Tageschart bei Apple

Das Runaway Gap im Tages-Chart im Beispiel von Apple

Nachdem wir nach der langen Konsolidierung mit dem Breakaway-Gap den Aufwärtstrend eingeleitet haben, entstehen weitere Gaps zur Handelseröffnung. Auch hier können wir ein gesteigertes Volumen (dennoch geringer als beim Breakaway-Gap) sehen, welches Aufschluss über die Nachhaltigkeit des Gaps liefert. Ursache hierfür sind häufig weitere branchenspezifische Nachrichten, welche die Aktien beflügeln. Weiterhin folgen mehr und mehr Analysten, welche die Ratings und Preisziele der Aktien verbessern und anheben. Auch in diesem Fall bietet es sich wieder an, mit dem Trend und in Richtung des Gaps zu handeln.

Exhaustion-Gap oder Erschöpfungs-Gap

Exhaustion-Gaps deuten häufig auf Trendwenden hin. Im Gegensatz zu den anderen Gap-Typen wird der Trend nicht zeitnah fortgeführt. Im Gegenteil. Das Gap wird geschlossen. Dies kann einige Tage oder Wochen dauern.

In der folgenden Abbildung erkennen wir ein solches Exhaustion-Gap. Das Gap wurde innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Quartalszahlen geschlossen.
Merke: Wird der Trend nach einem Gap nicht zeitnah fortgeführt, kann dies auf ein Exhaustion-Gap hindeuten. Es lohnt sich, die Position engmaschig zu managen. Es ist sogar vorstellbar, das potenzielle Schließen des Gaps zu handeln. Dies ist aber eher fortgeschrittenen Tradern mit einer guten Disziplin und gutem Risikomanagement zu empfehlen.

Exhaustion Gap im Tageschart bei Apple

Ein Exhaustion Gap (Erschöpfungs-Gap) beispielhaft im Tages-Chart bei Apple eingezeichnet

Statistiken im Gap-Trading

Abschließend möchten wir uns ein paar Statistiken zu den unterschiedlichen Gap-Typen im Gap-Trading anschauen. An dieser Stelle kann ich dir die Enzyklopädie der Chart Patterns von Thomas N. Bulkowski* empfehlen. Dies ist ein statistisches Meisterwerk. Dementsprechend langweilig zu lesen. Dennoch sind die enthaltenen Informationen wertvoll!

Gap Trading Statistiken

Statistiken zum Gap-Trading aus der Enzyklopädie der Chart Patterns von Thomas N. Bulkowski

In der oben stehenden Tabelle siehst du die Wahrscheinlichkeiten für einen Gap-Close innerhalb der ersten Woche. Wie bereits angedeutet, ist dies bei Common Gaps in vielen Fällen der Fall. Bulkowski unterscheidet in seiner Arbeit ebenfalls noch zwischen Aufwärts- und Abwärtstrends. Möchtest du dich demnach auf die bestens Gaps fokussieren, so bieten sich all diejenigen an, welche zu einer kleinen Wahrscheinlichkeit schließen. Oder aber, du entscheidest dich für eine Gap-Close-Strategie und nutzt hierfür die gewöhnlichen Kurslücken.

Zuletzt ist es nicht unbedingt entscheidend, ob du den Namen der Gaps weist. Ob Breakaway- oder Runaway. Wichtig ist, dass du das Volumen und die Psychologie der Marktteilnehmer nachvollziehen kannst. Paarst du dieses Verständnis mit dem Verständnis der technischen Analyse, bist du auf jeden Fall gut aufgestellt!

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Zusammenfassung

  • Gaps entstehen durch einen erhöhten Kauf- oder Verkaufsdruck während der After-Hours und im Premarket
  • Es gibt vier unterschiedliche Gap-Typen (Common-, Breakaway-, Runaway- und Exhaustion-Gaps)
  • Breakaway- und Runaway-Gaps sollten schnell in die antizipierte Richtung laufen. Andernfalls könnte es ein Exhaustion-Gap sein
  • Common-Gaps (gewöhnliche Kurslücken) schließen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit innerhalb der ersten Woche
  • Gaps mit einem hohen Volumen sind signifikanter

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