27. Juli 2021 (Vor 3 Jahren)

So tradet Goldman Sachs gegen dich – Das Spiel der Großbanken

5 Min Lesezeit

Wir wurden gefragt, warum die Aktie von Virgin Galactic ($SPCE) trotz der positiven Nachrichten und guten Zahlen um mittlerweile mehr als 40 % abgestürzt ist. Das ist eine sehr gute Frage, denn jeder würde instinktiv das Gegenteil erwarten und die Gleichung "Positive Nachrichten = steigender Aktienpreis" unterschreiben. Warum das nicht zwangsläufig der Fall sein muss und was große Institutionen wie Goldman Sachs damit zu tun haben, das zeigen wir dir in diesem Blog-Eintrag.

Was ist passiert?

Der britische Milliardär Richard Branson ist am Sonntag, dem 11.07.2021 als Erster mit seinem eigenen Raumfahrtunternehmen in den Weltraum geflogen. Bei dem Unternehmen handelt es sich um Virgin Galactic, das als Unternehmensziel hat, den Weltraum für Touristen zugänglich zu machen. (Die Tickets kosten momentan übrigens circa 250.000 $).
Was auf der einen Seite nach einem gelungenen und erfolgreichen Start klingt, hat mit der Börse zunächst wenig zu tun. Gerade bei solchen großen Ereignissen, die von den Medien aufgenommen werden, finden sich tausende Leute, die noch nie von diesen Unternehmen gehört haben und gleich am nächsten Tag in die Aktie investieren und kaufen wollen. Diese Gruppe von Leuten, die wenig Ahnung von der Börse haben und auf Grundlage von News versuchen, schnelles Geld zu machen, wird als Dumb Money (also dummes Geld) bezeichnet.

Diese These wird bestätigt, wenn wir uns den Pre-Market-Chart anschauen, welcher bereits um 4 Uhr nachts New York Zeit, also bei uns um 10 Uhr morgens beginnt. Wir sehen, dass wir eine Handelslücke, ein sogenanntes Gap, nach oben haben. Dies wiederum führt dazu, dass alle, die sich bereits darauf eingestellt haben, bei Markteröffnung zu kaufen, Angst haben, diesen vermeintlich guten Trade zu verpassen.

Dumb Money vs. Goldman Sachs & Co.

Während also die Leute, die keine Ahnung haben, worum es an der Börse geht (Dumb Money), kaufen, nutzt das Unternehmen die Gelegenheit, um eine Kapitalerhöhung (englisch: Offering) durchzuführen.
Was steckt dahinter? Im Allgemeinen ist es so, dass Unternehmen oft Geld benötigen, wenn sie neue Geschäftsideen entwickeln oder neue Geschäftsfelder erschließen wollen. Soweit ist dies nichts Ungewöhnliches. Doch gerade bei Virgin Galactics geht es nicht darum, ein neues Konsumgut auf den Markt zu bringen, sondern es geht um Reisen in das Weltall. Daher wird hier sehr, sehr viel Kapital benötigt. Momentan sind das 16 Mio. Dollar pro Monat, wie die Filings (formales, standardisiertes Dokument, welches börsennotierte US-Unternehmen seit 1934 regelmäßig einreichen müssen) zeigen.

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War die Kapitalerhöhung abzusehen?

Die wichtige Frage: War die Kapitalerhöhung abzusehen? JA und ist nicht sonderlich schwer, diese Information zu finden. Unternehmen müssen dies vorher registrieren und benötigen eine Erlaubnis der Börsenaufsicht. In diesem Fall ist die Registrierung für drei Jahre gültig. Erst später gibt es dann ein weiteres Dokument, was die Details und die Bekanntgabe der Kapitalerhöhung zeigt. Am 17.6.2021 gab es die Anmeldung von potenziell 1 Mrd. Dollar und genau zur Markteröffnung wurde dann das Offering im Wert von 500 Mio. $ bekannt gegeben.

Wie traden Goldman Sachs & Co. gegen dich?

In diesem Fall haben Credit Suisse, Morgan Stanley und Goldman Sachs den Auftrag bekommen, um genau diese Aktien im Wert von 500 Mio. $ zu verkaufen. Dies sind also neue Aktien, die die Agenten bekommen, um sie im offenen Markt zu verkaufen.

Stell es dir so vor, dass du dein Brokerkonto öffnest und auf einmal Aktien im Wert von 500 Mio. Dollar dort verbucht sind. Deine Aufgabe besteht jetzt darin, diese Aktien auf dem freien Markt zu verkaufen. Diese Banken haben auch kein Risiko, weil sie einfach nur einen Auftrag ausführen. In der Regeln bekommen sie dafür 2–3 % Vergütung, was bei dieser Summe viel Geld ist. Das Timing ist also perfekt, weil sie die mediale Aufmerksamkeit nutzen, um jemanden auf der anderen Seite des Trades zu haben. Das Ganze ist also perfekt vorbereitet und inszeniert, damit sie das notwendige Volumen haben und Leute finden, die kaufen und kaufen, während sie circa 11 Millionen Aktien verkaufen.

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3 - Tipps, damit du diese Fallen erkennst

Welche Tipps können wir hieraus ableiten, damit du in Zukunft nicht mehr zu der Gruppe des "Dumb Moneys" gehörst und sogar mit den Institutionen auf der gleichen Seite agierst?

  1. Events, die lange im Voraus bekannt und bereits eingepreist sind, werden häufig für diese Zwecke verwendet. Daher werden sie auch "Sell the News Events" genannt. Das bedeutet nicht, dass immer Kapitalerhöhungen durchgeführt werden. Dennoch wird das erhöhte Volumen oft dazu genutzt, um große Positionen zu verkaufen und Gewinne mitzunehmen.
  2. Achte auf den Chart: Kaufe nur dann, wenn der Chart stark ist und aus Tagesstrukturen ausbricht. In diesem Fall sind wir in der regulären Handelsession direkt unter das Vortagestief gegangen, was niemals ein valides Signal zum Kaufen ist.
  3. Überprüfe, ob du einen klaren Plan hast, wo du ein- und im Verlust aussteigen willst. Solltest du nicht wissen, wie wahrscheinlich dein Trade ist, hast du keine Nische und folgst aktuell nur deinen Emotionen, was niemals ein guter Trade ist.

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